Selbstversuch und Erfahrungsbericht von Christine Wilksch (Lehrerin am Willy-Graf-Gymnasium Saabrücken)
Hintergrund
Der folgende Blogbeitrag bezieht sich auf die OSS-LIVE-Fortbildung des Landesinstituts für Pädagogik und Medien (LPM) zum Thema „Lernlandkarten“. Die Veranstaltung fand am 7. März 2022 statt, Referent war Stefan Hanauska, Lehrer und Experte für Informatik und Medienbildung aus Bayern.
Nach der informationsreichen Fortbildung zum Thema Lernlandkarten oder Lernlandschaften mit wirklich beeindruckenden Beispielen von Kolleg:innen war ich nach anfänglicher Euphorie doch ein wenig skeptisch. Grob zur Einordnung: Aus pädagogisch-didaktischer Sicht handelt es sich um eine Stationenarbeit, bei der die einzelnen Stationen Orte auf einer ‚Schatzkarte‘ darstellen und auf dem Weg zum Zielpunkt bearbeitet werden. Digitale Lernlandkarten sind nach diesem Prinzip graphisch aufbereitete Linksammlungen zu Seiten oder Aktivitäten auf der OSS. Die Zugänglichkeit für die Kursteilnehmer:innen wird dabei schrittweise entsprechend Aktivitätsvoraussetzung und -abschluss gelenkt und ist in meinen Augen besonders zur Motivation und individuellen Fortschrittsanzeige geeignet.
Was mich an den teilweise unfassbar detailreichen und liebevoll gestalteten Beispielen abgeschreckt hat, ist der zeitliche Aufwand für – ich formuliere überspitzt – eine hübsche Verlinkung zu Material und Übungen. Fasziniert hat mich das Thema dennoch, denn gerade im Bereich Motivation für weniger geliebte Grundlagenübungen (wie etwa der lateinischen Formenlehre) bin ich immer zu begeistern.
Als der Vorschlag zu einem Beitrag über Lernlandkarten kam, entstand die Idee zu einem Selbstexperiment: Ist es machbar, in einem überschaubaren zeitlichen Rahmen nach den genannten Vorarbeiten mithilfe des Online-Editors von Herrn Hanauska eine kleine Lernlandkarte für das Fach Latein zu Formenübungen zu erstellen?
Der Praxistest
Das Ergebnis vorweg: Das Erstellen und Einpflegen meiner ‚Karte‘ nahm rund fünfzig Minuten in Anspruch, wobei ich mich aus Zeitgründen (und mangelnder Kreativität…) zur Verwendung eines Bildes unter CC-Lizenz1 entschieden habe. So sollen meine Schüler:innen Herkules bei einer seiner zwölf sagenhaften Aufgaben, dem Kampf gegen die siebenköpfige (Formen-)Hydra, unterstützen.
Das Eingeben der Daten im Online-Editor sowie das Erstellen der Karte war in knapp zwanzig Minuten erledigt. Das Bild war bereits ausgesucht, das Layout grob klar, die Übungen auf OSS online. Es waren nur noch die verbleibenden Angaben wie etwa Hintergrundbild, Links und Orte im Online-Editor zu hinterlegen, was in wenigen Minuten erledigt war. Daraufhin habe ich dann doch noch kurz mit dem Gedanken gespielt, mich mit dem (mir neuen) Programm Inkscape2 auseinanderzusetzen, mit dem weitaus tiefergehende und individuellere Einstellungen möglich sind.
Im Nachhinein lag hier, in der ständigen Option, kreativ Zeit zu vertrödeln, der größte Zeitfresser: Hier noch eine kleine Ergänzung, da das Textfeld noch ein paar Millimeter weiter nach links, vielleicht doch eine markantere Farbe oder doch gleich eine eigene Karte erstellen und die Kartentools zum Erstellen ganz eigener Karten sahen auch klasse aus… Ohne den zufälligen Blick auf die Uhr wäre mein Experiment bereits hier gescheitert. (Übrigens unnötigerweise, denn die Grundeinstellungen reichen völlig aus.)
Der kniffligste und langwierigste Part war das Einpflegen in den OSS-Kurs. Der CSS-Code3 für acht Stationen war zwar rasch kopiert und eingefügt, aber die (scheinbar) leeren Textfelder mit den Layout-Anweisungen wurden für mich als CSS-Neuling schnell unübersichtlich. Es gibt sicher elegantere Lösungen, aber selbst angelegte, ausgeblendete Textfelder mit Hinweisen zu Stationen und Voraussetzungen für die einzelnen Wegpunkte haben mir gute Dienste geleistet.
Da ich oft zwischen meiner Karte und der Anleitung hin- und hergesprungen bin, auf Fehlersuche gehen musste und stellenweise sehr kleinschrittig vorgegangen bin, habe ich etwa dreißig Minuten für meine Karte mit acht Orten benötigt. Um noch einen kleinen Testlauf unterzubringen, musste ich zwar ein bisschen tricksen und den jeweiligen Aktivitätsabschluss auf manuell setzen, aber auch das hat noch innerhalb des Zeitlimits funktioniert.
Ausblick
Ich erhoffe mir von Lernlandkarten, dass sie (vielleicht ergänzt mit einem Schatz wie Hausaufgabengutscheinen) eine Motivation zum selbstständigen Arbeiten und Wiederholen sprachlicher Grundlagen sein können. Ob die Schüler:innen meine Begeisterung teilen werden, bleibt abzuwarten, aber zumindest im ersten Durchgang wird die Neugier sicherlich groß sein.
Wenn die Hydra aber diesen Praxistest bei meinen Schüler:innen besteht, werde ich vielleicht auch die restlichen Herkulesaufgaben angehen, denn die nächste Karte ist sicher schneller angelegt.
Autorin
Christine Wilksch (Lehrerin am Willi-Graf-Gymnasium in Saarbrücken)
Fußnoten
1 CC-Lizenz = Nutzungslizenz eines Werkes, welche eine freie Verwendung ermöglicht
2 Inkscape = freie, kostenlose Software zum Erstellen und Bearbeiten von (Vektor-)Grafiken
3 CSS = Formatierungssprache, mit der z.B. auch die Darstellung von Elementen in OSS-Kursen angepasst werden kann
Bildnachweis: Screenshot einer Lernlandkarte aus dem Beispielkurs des Referenten
Anmerkung der Redaktion
Dieser Blog beinhaltet sowohl Blogposts, die vom Redaktionsteam der Seite Online-Schule Saarland verfasst wurden, als auch Beiträge von Gastautor:innen (z.B. Lehrkräften oder Schüler:innen), die wertvolle Einblicke in ihre Arbeit, Schulprojekte oder ihren Umgang mit Themen der Digitalisierung schildern. Die Redaktion weist darauf hin, dass Blogbeiträge, die von Gastautor:innen geschrieben werden, persönliche Meinungen beinhalten. Diese spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber des Blogs (LPM und MBK) wider.