Mit dem Einzug neuer Themenfelder wie Digitalisierung und nun auch Künstliche Intelligenz in die Klassenzimmer ist der Wunsch nach Unterstützung und Weiterbildung in den Kollegien groß. Während die einen im Kollegium schon wie selbstverständlich mit den Schüler:innen digital arbeiten, fällt es anderen Kolleg:innen schwerer, sich den Themen zu öffnen und sie in ihren Unterricht zu integrieren. Oft ist den Lehrer:innen im Kollegium nicht bewusst, welche unterschiedlichen Kompetenzen vorhanden sind und an wen sie sich wenden können, wenn sie in einem Bereich Unterstützung benötigen. Daher ist es sinnvoll, die vorhandenen Kompetenzen sichtbar zu machen und mit dem Kollegium zu teilen.
Eine Möglichkeit, dies niederschwellig und in einer lernförderlichen Atmosphäre zu tun, ist das Angebot von Mikrofortbildungen an der eigenen Schule. Dabei handelt es sich um kurze (30-60 Minuten) schulinterne Fortbildungen, in denen die Lehrer:innen des Kollegiums miteinander und voneinander lernen. Dabei können Fragen und Impulse aus dem Kollegium direkt vor Ort diskutiert und ausprobiert werden. Besonders effektiv sind solche Fortbildungen, wenn neben einem Input auch eine Erprobungs- und Reflexionsphase vorgesehen ist (Lipowsky und Rzejak, 2021). Der Vorteil solcher schulinternen Fortbildungen ist, dass auch im Nachgang ein kollegialer Austausch möglich ist und sich das Kollegium vernetzen kann.
Natürlich sind die Themen, die sich für Mikrofortbildungen eignen, nicht auf digitale Themen beschränkt, aber sie bieten sich hier besonders an: Denn vielleicht kennt ein Kollege ein Tool, mit dem man Podcasts effektiv im Unterricht mit den Schüler:innen umsetzen kann oder eine Kollegin nutzt den vollen Umfang der digitalen Boards und sieht darin eine große Arbeitserleichterung. Die inhaltliche Ausgestaltung liegt also ganz bei Ihnen und den Bedürfnissen innerhalb Ihres Kollegiums.
Neben der inhaltlichen Gestaltung liegt auch die Festlegung des zeitlichen Rahmens in der Hand der Schule und kann so an die Gegebenheiten vor Ort angepasst werden, damit möglichst viele interessierte Lehrkräfte an den Mikrofortbildungen teilnehmen können. Das Forum Bildung Digitalisierung gibt in einem Leitfaden einen Überblick über die Möglichkeiten der zeitlichen Gestaltung.
Ich selbst bin Lehrerin an einer Gemeinschaftsschule und führe seit diesem Schuljahr in regelmäßigen Abständen Mikrofortbildungen an meiner Schule durch. Wir treffen uns nach Schulschluss für 60 Minuten im „Digi-Cafe“ und besprechen dann Themen wie „Arbeiten mit der Nextcloud“, „Effektives Arbeiten mit digitalen Boards“ oder „Umgang mit KI in der Schule“. Die Themen werden immer im Voraus festgelegt, so dass jede Kollegin und jeder Kollege selbst entscheiden kann, ob sie oder er an dieser Mikrofortbildung teilnehmen möchte oder nicht. Die Themen kommen aus dem Kollegium und mein Wunsch ist es, dass sich diese Struktur so etabliert, dass sich auch andere Kolleg:innen bereit erklären, ihre Expertise zu teilen, so dass die Kultur des miteinander und voneinander Lernens fest im Schulalltag verankert wird.
Seit dem vergangenen Schuljahr bietet eine Kollegin in regelmäßigen Abständen Mikrofortbildungen an. Da wir uns im Anschluss an den Unterricht in der Schule treffen, kann ich, ohne Anfahrtswege in Kauf zu nehmen, direkt in der Schule teilnehmen. Zunächst gibt es immer eine kleine Einführung in das Thema, das sich aus den Bedürfnissen der Kollegen ergibt. Anschließend findet eine Erprobungs- und Reflexionsphase statt, in der wir miteinander und voneinander lernen. In dieser Phase kann meine Kollegin auf individuelle Fragen und Probleme eingehen. Im Alltag besteht durch die Mikrofortbildungen die Möglichkeit, sich mit anderen Kolleg:innen auszutauschen oder sie direkt anzusprechen, wenn sich weitere Fragen oder Schwierigkeiten ergeben. Ich profitiere von dieser Art der Fortbildung sehr, da immer genügend Zeit vorhanden ist, um Themen zu bearbeiten, die für meinen Unterricht von Bedeutung sind.
Stimme einer Kollegin (Anne W.)
Wenn das Format der Mikrofortbildung auch für Ihre Schule geeignet wäre, Sie aber nicht genau wissen, wie Sie starten sollen, empfehle ich Ihnen den Praxisleitfaden Mikrofortbildung – Mit kleinen Impulsen Großes bewirken (externer Link) des Forum Bildung Digitalisierung. Dieser kann eine hilfreiche Einstiegshilfe sein, insbesondere um die verschiedenen Rollen, Aufgaben und organisatorischen Fragen zu klären.
Über die Autorin:
Lea Weis, Lehrerin an einer Gemeinschaftsschule, teilabgeordnet an den Bildungscampus im Fachbereich Medienbildung und Digitalisierung